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Evangelisch-lutherische Gemeinde Verona-Gardone

Evangelisch-lutherische Gemeinde Verona-Gardone » Unser Glaube

Die Evangelisch lutherische Kirche

Die folgenden Seiten möchten Ihnen erste Informationen zur Geschichte und Theologie der lutherischen Kirche vermitteln.
Weitergehende Informationen finden Sie auf der Seite der evangelisch-lutherischen Kirche in Italien (ELKI) unter www.chiesaluterana.it

Einige Bemerkungen zur Reformation

Die Geschichte einer Kirche, die seit 500 Jahren besteht, kann nicht in wenigen Zeilen geschrieben werden. Deshalb hier nur einige wenige Stichworte.

Als der Mönch, Priester und Theologieprofessor Martin Luther im Jahre 1517 seine 95 Thesen veröffentlichte, um den Missbrauch des Ablass anzuprangern, wollte er keine neue Kirche gründen, sondern einen Reformprozess seiner katholischen Kirche in Gang setzen. Doch mit dem Angriff auf den Ablass wurde das Finanzierungssystem für den Bau der Peterskirche in Rom angegriffen. So waren die Reaktionen entsprechend heftig und führten zum Ausschluss Luthers und seiner Anhänger aus der katholischen Kirche (Exkommunikation).

Als Folge der Exkommunikation im Jahre 1520 stand er vor der Aufgabe, eine neue Organisationsform für die „Lutheraner“ zu schaffen, die die Predigt in der Weise hören und das Abendmahl in der Weise feiern wollten, wie Martin Luther es aufgrund der biblischen Texte lehrte.

Der Reichstag in Augsburg im Jahre 1530 war ein letzter Versuch, die Einheit der Kirche zu erhalten; dort legten die Reformatoren die „Augsburgische Confession“ vor, die auch heute einer der grundlegenden Texte lutherischer Kirchen ist. Doch dieser Text wurde vom Kaiser und der katholischen „Fraktion“ des Reichtags nicht angenommen.

Gleichzeitig war aber eine militärische Unterdrückung des „neuen Glaubens“ nicht möglich, da der Kaiser in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts immer wieder auch auf die militärische Unterstützung der lutherischen Reichsstände (Fürsten und Städte) angewiesen war, da das türkische Heer auf Wien vorrückte.

25 Jahre später wurde im „Augsburger Religionsfrieden“ von 1555 zum ersten Mal in der Geschichte eines europäischen Landes die Existenz zweier Konfessionen (Katholiken und Lutheraner) anerkannt; diese Anerkennung wurde nach dem 30jährigen Krieg im Frieden von Münster und Osnabrück bestätigt – nun für drei Konfessionen (Lutheraner, Reformierte und Katholiken).

Die Lehrgrundlagen der lutherischen Kirche

Als „Lehrgrundlagen“ bezeichnet man zum einen die wichtigsten Texte einer Konfession. Für die Lutheraner sind das neben der Bibel die drei altkirchlichen Bekenntnisse (apostolisches Glaubensbekenntnis, Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel und Athanasianische Glaubensbekenntnis), Martin Luthers Kleiner und Großer Katechismus, die Augsburgische Konfession und die Concordienformel von 1577.

Daneben gelten in einigen lutherischen Kirchen noch andere Texte der Reformationszeit als grundlegende Schriften (z.B. die Schmalkaldischen Artikel).

„Lehrgrundlagen“ sind dann aber auch wichtige, aus diesen überlieferten Texten abgeleitete Aussagen.

Für die lutherische Kirche sind dies unter anderem:

  • Solus Christus – Jesus Christus allein ist Mittler zwischen Gott und Menschen
  • Sola Scriptura – nur die Bibel, die Heilige Schrift, kann alleiniger Maßstab für den Glauben und das Leben der Christen sein
  • Sola fede – nur der Glaube allein kann einen Menschen vor Gott gerecht machen (nicht „gute Werke“, die für die lutherischen Christen nicht Mittel zur Erlösung, sondern dankbare Antwort auf die von Gott in Christus geschenkte Erlösung sind)

Einige Unterschiede zur Katholischen Kirche

Am Anfang des Glaubens und des Lebens als Christ steht für lutherische Christen – wie für die Christen aller anderen Konfessionen – die Taufe. In der Taufe nimmt uns Gott an, heiligt er uns und bestätigt  uns als seine Kinder.

Für lutherische Christen heißt das: Alles Getauften sind vor Gott in gleicher Weise seine geliebten Kinder. Daraus einige Konsequenzen:

  • Da es keine „Kinder Gottes“ geben kann, die „geheiligter“ sind als die anderen, gibt es keine „Weihe“ der Priester. Theoretisch sind alle Getauften in gleicher Weise „Priester“ – auch wenn praktisch bestimmte Glieder der Kirche in das Amt der Kirche „ordiniert“ werden.
  • Es gibt keine Gebete zu den Heiligen, denn als „Kinder Gottes“ können alle Christen in gleicher Weise direkt mit dem himmlischen Vater sprechen, sind also nicht auf die Fürbitte der Heiligen angewiesen. Einziger Mittler zwischen Gott und Menschen ist Jesus Christus.
  • Alle getauften Christen können und sollen die Heilige Schrift, das Wort Gottes geoffenbart durch die Apostel und Evangelisten lesen. Deshalb hat Luther während seiner (Schutz)Haft auf der Wartburg das Neue Testament aus dem Griechischen in die Sprache des Volkes, ins Deutsche übersetzt und in den folgenden Jahren gemeinsam mit seinen Kollegen der Universität Wittenberg auch das Alte Testament.
  • „Sakramente“ (auf deutsch: Mittel, die heiligen) können für Christen nur die beiden Zeichenhandlungen sein, von denen Christus selbst gesagt hat: „Tut dies!“ Deshalb gelten nur die Taufe (Matthäus-Evangelium, Kapitel 28, Verse 16 bis 20) und das Abendmahl (die Evangelien des Matthäus, Markus und Lukas sowie Paulus im 1. Brief an die Korinther) als Sakramente. Die anderen, in der katholischen Kirche als Sakramente geltenden Handlungen gibt es auch in der lutherischen Kirche (Konfirmation – Firmung; Sterbesakrament – seelsorgerliche Begleitung Sterbender; Beichte und Absolution; Ordination – Priesterweihe; Trauung), sie gelten aber nicht als Sakramente und sind in ihrer Ausgestaltung in der Regel wesentlich einfacher.
  • Nach lutherischem Verständnis ist es nicht möglich, dass ein Mensch, auch nicht ein geweihter Priester, beim Abendmahl das Wunder vollbringt, dass in Brot und Wein Christus wirklich gegenwärtig ist. Dies Wunder wirkt Gott allein durch den Glauben, den er dem Menschen durch den Heiligen Geist schenkt. Deshalb geschieht diese Vergegenwärtigung Christi nicht durch das Rezitieren der Einsetzungsworte, sondern durch den Vollzug der Kommunion im Glauben. Da Gott selbst im Abendmahl handelt und da Christus selbst Herr dieses Mahles ist, können lutherischen Christen auch keinen Menschen vom Mahl ausschließen – hat Jesus selbst doch auch Judas an seinem Mahl teilhaben lassen.
  • Da alle getauften Christen in gleicher Weise vor Gott gleich sind, sind sie auch in der Organisation der Kirche gleichberechtigt. Deshalb gibt es in allen entscheidenden Gremien der Kirche eine Mehrheit der Laien.
  • Da alle Christen vor Gott gleich sind, kann es nicht einen „unfehlbaren“ Papst geben. Die „Wahrheit“ des Glaubens kann nicht an eine Person und eine bestimmte Gruppe von Menschen (z.B. ein Konzil) gebunden sein, sondern der Wahrheit begegnen wir in der Begegnung mit Christus, der „die Wahrheit“ ist – und der kann uns in jedem anderen Menschen begegnen.

Die evangelisch-lutherische Kirche in Italien (ELKI)

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien gründete sich 1948, als die Mitglieder der lutherischen Gemeinden in Italien sich eine provisorische synodale Organisation gaben, die ein Jahr später verbindlich wurde. Die lutherische Präsenz in Italien ist jedoch viel älter. Lutheraner gibt es in der Tat seit der Zeit der Reformation: In Venedig wurden seit damals bis heute ohne Unterbrechung lutherische Gottesdienste gefeiert, wenn auch lange Zeit im geheimen, im „Fondaco dei Tedeschi“, dem deutschen Handelshaus am Canale Grande.

Die meisten anderen Gemeinden bildeten sich seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und entstanden im Schutz preußischer Gesandtschaften; einige Gemeinden (Triest, Bozen) haben eine habsburgische Vergangenheit. In Mailand schlossen sich 1850 Schweizer reformierte und lutherische Gläubige zusammen; bis heute ist die Gemeinde Mailand konfessionell lutherisch-reformiert gemischt wie auch die Evangelisch-Ökumenische Gemeinde Ispra-Varese., die 1999 in die ELKI aufgenommen wurde.

Um 1950 bildeten sich am Golf von Neapel einige italienische lutherische Gemeinden, die 1957 der ELKI beitraten. Im März 1993 vereinigten sie sich zu einer einzigen Gemeinde mit Sitz in Torre Annunziata.

Gegenwärtig zählt die ELKI etwa 7.000 Mitglieder in mehr als 20 Gemeinden und Gemeindegruppen.

Die ELKI ist insgesamt eine zweisprachige Kirche und in vielen Gemeinden wird Gottesdienst auf Deutsch und/oder Italienisch gefeiert.

Die ELKI ist Gründungsmitglied für den „Bund Evangelischer Kirchen in Italien“ (FCEI), wo sie mit Baptisten, Methodisten und Waldensern zusammenarbeitet.

Die Beziehungen zwischen dem Italienischen Staat und der ELKI sind seit 1995 durch eine Vereinbarung (Intesa) geregelt.

Die ELKI gibt die zweimonatliche und zweisprachige Zeitschrift „Miteinander/Insieme“ heraus.

Die Homepage der ELKI lautet: www.chiesaluterana.it

Die Luther-Rose

Das Logo der ELKI ist die Luther-Rose.

Luther-Rose

Die Rose ist das Wappen des Reformators. In einem Brief vom 8. Juli 1530 beschreibt Martin Luther sein Wappen

"Das erste sollte ein Kreuz sein - schwarz - im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht ... Solch Herz soll mitten in einer weißen Rose stehen, anzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt ... darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose steht im himmelfarbenen Feld, dass solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlische Freude zukünftig .... Und um solch ein Feld einen goldenen Ring, dass solche Seligkeit im Himmel ewig währt und kein Ende hat und auch köstlich über alle Freude und Güter, wie das Gold das edelste köstlichste Erz ist ...

Bekenntnis zu Bewahrung der Schöpfung

Verona-Gardone wird erste evangelisch-lutherische „Öko-Gemeinde“ in Italien

Im Rahmen eines Wochenendes in Sezano (Herbst 2018) hat der Kirchenvorstand über den konziliaren Prozess („Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“) reflektiert und den Entschluss gefasst, „Öko-Gemeinde“ zu werden.

Schließlich verabschiedete Anfang 2019 die Gemeindeleitung einen Katalog mit 33 Maßnahmen und Selbstverpflichtungen, die sich auf sämtliche Aktivitäten und Handlungsfelder unserer Kirchengemeinde beziehen und unser Konsum- und Umweltverhalten betreffen: Wie gehen wir mit den Ressourcen unseres Planeten um? Wie können wir unseren Energieverbrauch reduzieren und Müll vermeiden? Welche Konsumgüter kaufen wir ein und von welchen Kriterien lassen wir uns dabei leiten?

Infolgedessen hat uns die Umweltkommission (GLAM) des Verbandes der evangelischen Kirchen in Italien (FCEI) den Titel der „Öko-Gemeinde in fortgeschrittenem Stadium“ verliehen.

Der gesamte Maßnahmenkatalog ist hier als PDF in italienischer Sprache abrufbar.

Hier eine kleine Auswahl:

  • Ab sofort wollen wir nur noch Kaffee ausschenken, der aus fairem Handel stammt, und auch in anderen Bereichen auf fair gehandelte Produkte zurückgreifen. Wir freuen uns nach wie vor über Kaffeespenden, aber künftig nur noch aus fairem Handel…
  • Bei unseren Feiern wollen wir künftig ganz ohne Einweggeschirr aus Plastik auskommen und ganz auf spülbares Geschirr, notfalls auch kompostierbare Materialien setzen.
  • Umweltthemen und das Bewusstsein für die eine Welt sollen fester Bestandteil unserer Aktivitäten sein. Deshalb feiern wir mindestens einmal pro Jahr einen Gottesdienst unter freiem Himmel, thematisieren die Bewahrung der Schöpfung in Konfirmandenarbeit und Kindergottesdienst genauso wie in Bildungs- und Kulturveranstaltungen. Übrigens haben wir seit dem letzten Herbst unser Kinoprogramm der Bewahrung der Schöpfung gewidmet.
  • Beim Erwerb von Reinigungsmitteln achten wir auf deren Umweltverträglichkeit.
  • Für sämtliche Dienstfahrten und -reisen des Pfarrers, die nicht mit der Bahn getätigt werden, sollen klimaneutral geschehen, indem wir für CO2-Emissionen Kompensationsleistungen tätigen. Dies gilt auch Reisen, die wir als Gemeinde unternehmen.

Natürlich sind wir uns bewusst, dass alle diese Entscheidungen und Maßnahmen nur der berühmte „Tropfen auf den heißen Stein“ sind. Wir hoffen aber, dass sich andere Menschen davon anstecken lassen.

Für den privaten Gebrauch hat Gemeindepräsidentin Christine Schenk eine kleine Sammlung von konkreten Vorschlägen in italienischer Sprache erstellt, die uns helfen können, umweltverträglicher und gerechter zu leben. Lassen wir uns inspirieren !

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